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Es gab ein bisschen was zu sehen

Rund 2500 Zuschauer bekamen beim 33. Internationalen Vellahner Motocross packende Rennen und spannende Entscheidungen geboten

Vellahn: „Bei uns gibt’s eben immer ein bisschen was zu sehen“, übte sich der sportliche Leiter des MC Vellahn, Thomas Herr, einen Tag nach der 33. Motocross-Veranstaltung, die sein Verein auf die Beine gestellt hatte, doch ganz schön in Understatement. Da passte das „Wow, was geht denn hier ab“, das vermehrt aus dem Fahrerlager zu hören war, wohl schon eher zum allgemeinen Stimmungsbild.

Ein ganzer Tross von Helfern – Vereinsmitglieder und befreundete Motorsportanhänger – hatten im Vorfeld Wochenende für Wochenende mit angepackt, um Aktiven und Zuschauern gleichermaßen möglichst optimale Bedingungen zu bieten. Die Fahrer dankten es mit entsprechenden Leistungen. Ob bei den international besetzten Feldern der Quads und MX2, in beiden Klassen wurde um DM-Punkte gefahren, oder im traditionellen Heidepokal: Es ging mächtig zur Sache. „Ich glaube jeder hat gesehen, was für eine Qualität gerade in der MX2 auf diesem Niveau geboten wird. Da werden ganz andere Geschwindigkeiten gefahren, es geht um jeden Zentimeter“, urteilte Herr.

Genauso hatte Nicolaj Larsen das nach seinen Trainingseindrücken erwartet. „Das wird ein hartes Rennen. Hier sind eine Menge schnelle Jungs unterwegs. Für mich ist auch der Spaß wichtig.“ Und den dürfte der 26-jährige Däne als Tagessieger gehabt haben. Dass er für den gastgebenden MC startete, sorgte bei den Fans zusätzlich für Stimmung.

Sein Team „Jimmy Joe“ zog mit großem Service-Truck und entsprechendem Equipment viele Blicke auf sich. Ständig unterwegs war Teamchef Jef Janssen. Der ehemalige Spitzenfahrer aus Holland hat sich vor knapp drei Jahren im benachbarten Brahlstorf niedergelassen, um sich auf die Betreuung und Beratung von Fahrern zu konzentrieren. „Mecklenburg-Vorpommern ist ein gutes Einzugsgebiet. Es gibt viele Motocross-Strecken. Die Leute sind aktiv, und die Stimmung ist gut“, hat er den Schritt nicht bereut. Im Fahrerlager ging es vielsprachig zu. Mit seinen erst 15 Jahren war Witek Nattaniec einer der Youngster im Quad-Feld. Die Miene des jungen Polen verriet, dass er sich bei seiner Vellahn-Premiere nicht gerade vom Glück verfolgt sah: „Das ist echt ein schlechter Tag für mich. Ich habe zwei kaputte Maschinen – Motorschaden und überhitzter Kühler.“ Seine Mechaniker arbeiteten in der Mittagspause fieberhaft. Deutlich entspannter ging es ein paar Meter weiter zu, auch wenn Kim Irgartz kurzzeitig mit dem richtigen Luftdruck ihrer Reifen kämpfte. Die 25-jährige Kölnerin zählte zu den wenigen Amazonen im Feld. „Ich fahre jetzt seit 18 Jahren. Gegen Männer allerdings nur auf regionaler Ebene. Die Jungs nehmen keine Rücksicht. Dadurch wird man stärker.“ Angesichts einer Handverletzung, die zu einer fünfwöchiger Pause gezwungen hatte, stufte sie ihr Zeittraining für den Heidepokal als „ganz okay“ ein.

„Die Atmosphäre begeistert mich. Das soll erst mal jemand nachmachen.“
Max Räth - Ehrenvorsitzender MC Vellahn

Nicht nur in der MX2, auch bei den Quads wurden die dänischen Fan-Fahnen an der Strecke eifrig geschwungen- mit Erfolg. Casper Holm fuhr in zwei packenden Rennen die maximalen 50 Punkte ein und rückte damit dem in der offenen DM-Wertung führenden Stefan Schreiber (in Vellahn Dritter) vor dem Saisonfinale (20. September in Lugau) bis auf vier Punkte auf die Pelle. Für den Ludwigsluster Danny Fraaß lief zwar nicht alles nach Plan. Trotzdem war der achte Platz in diesem Klassenfeld aller Ehren wert. Den erhofften „Hattrick“ zum Greifen nahe hatte Björn Feldt im Heidepokal (Open-Klasse). Als der Grevesmühlener den ersten Lauf für sich entschieden hatte, schien er seinen Erfolgen von 2013 und 2014 tatsächlich Seriensieg Nummer drei folgen lassen können. Doch im entscheidenden Moment musste er Jan Wiards vorbeiziehen lassen und dem punktgleichen Elstorfer den obersten Platz auf dem Treppchen überlassen. Apropos Siegerehrung: Auch da legten die Vellahner eine Punktlandung hin. Kaum waren alle Auszeichnungen abgeschlossen, da öffnete der Himmel seine Pforten: „Wenn dir das mittags um zwölf passiert, dann gehst du hier baden“, zeigte sich Thomas Herr in diesem Punkt genauso erleichtert, wie im Falle einiger Fahrer, die nach Stürzen zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht worden waren. „Alle sind schon wieder zu Hause oder auf dem Weg dorthin.“ Auf den sportlichen Leiter wartete gestern „eine Menge Schreibkram“, den er in aller Ruhe anpacken wollte. Heute ist er aber schon wieder auf der Strecke zu finden. Die Nachbereitung wird die Vellahner Motorsportler wohl noch zwei Wochen auf Trab halten.

Thomas Willmann